Suedafrika
Suedafrika, ein Land zwischen erster und dritter Welt, ein Land zwischen gestern und morgen bildet den Anfang und das Ende unserer Zeit in Afrika. Wie in vielen anderen Teilen der Welt, hat sich auch hier Anfang der 90er Jahre die Geschichte gewendet, hat sich auf den Weg von der Apartheid zur Demokratie begeben.
Vielleicht ist es ja gerade diese Geschichte, die das Land so vielfaeltig macht. Suedafrika zaehlt elf offizielle Landessprachen und nicht weniger als drei Hauptstaedte. Pretotia, die administrative Hauptstadt, Bloemfontein als Sitz des hoechsten Gerichts und Kapstadt, wo sich das Parlament niedergelassen hat.
Hier landen wir am 6. Oktober 2005 und wagen den Schritt auf den ersten Kontinent unserer 11monatigen Reise. Ein guter Start. Ich mag die Stadt am Fusse des massiven Tafelberges auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick liebe ich Kapstadt mit den Strassenkoechen, die direkt neben cleanweissen Szenecafes ihre mobile Kueche aufbauen, mit den rauhen Straenden und mit den unglaublichen Blicken von den Haengen des Tafelberges.  Â
Tafelberg Eigentlich sollte man denken, dass es ein Kinderspiel ist, auf einen  Berg zu steigen, der in einer Stadt steht. Die 1000m Hoehe und senkrechten Waenden des Berges belehren uns eines Besseren. Der Plan war, einen weniger oft begangenem Weg auf den Gipfel zu nehmen. Anfangs wundern wir uns gar nicht, dass das Gebuesch so dicht ist, dass wir uns die Beine zerkratzen. Erst als wir nach ca 2h vor einer senkrechten unueberwindbaren Felswand stehen daemmert uns, dass wir wohl den falschen Weg genommen haben muessen. Wir kehren unverrichteter Dinge um - die Schmach von Tafelberg. Sieben Wochen spaeter stehen wir wieder vor dem Klotz. Diesmal nehmen wir die "Gaensemarschroute" - den Plattenkloof nach oben. Ueber steile Steinstufen, vorbei an Gummischlappentraegern mit schmerzverzerrtem Gesicht, kraxeln wir gen Himmel. Oben herrscht rege Betriebsamkeit, Kinder quitschen, Vaeter rufen und Paerchen suchen das beste Fotomotiv. Aber das Panorama entschaedigt fuer alles. Wir entscheiden uns dennoch schnell zur anderen Seite des Berges abzusteigen. Eine Ueberquerung sozusagen. Auf dem Weg, den wir beim ersten Mal verpasst haben. 3,5 Stunden spaeter und mit zitterigen Knien, aber mit einem Grinsen im Gesicht schauen wir zurueck zum Berg. Der Abstieg war einsam und der Ausblick unbeschreiblich. Gut, es noch mal versucht zu haben!
Robben Island Von der architektonisch spannenden aber recht touristischen Victoria & Albert Waterfront wagen wir die unruhige Bootsfahrt zur ehemaligen Gefaengnisinsel Robben Island. Neben Schwerverbrechen wurden hier in der Zeit der Apartheid auch politische Haeftlinge gefangen gehalten. Der beruehmteste von ihnen ist wohl Nelson Mandela. Bei der Fuehrung durch den Hochsicherheitstrakt gefriert mir das Blut in den Adern als ein ehemaliger politischer Gefangener von seinen Erlebnissen hier erzaehlt. Er reisst uns hinein in seine Leidensgeschichte und man hat das Gefuehl, dass er selbst noch dabei ist, sie zu verarbeiten. Wichtig, das gehoert zu haben!
Cape Point Wir fahren erst am Nachmittag los zum Kap. Wollen uns dort den  Sonnenuntergang anschauen. Schon der Weg gen Sueden ist die Reise wert. Der in den Fels geschlagene Chapmans Peak Drive und die rauen felsigen Straende. Als wir am Kap ankommen, sind wir die letzten Besucher. Irgendwie hatten wir nicht gedacht, dass es Schliesszeiten fuer Steilkuesten gibt. Gibt es aber – und der Sonnenuntergang bestimmt die Uhrzeit. Uns bleibt trotzdem noch genuegend Zeit, um am Cape Point ein Pre-Sundowner-Bier zu trinken. Nur wir zwei – mit Blick auf das Kap der Guten Hoffnung unter der tiefstehenden Sonne. Gut, manchmal spaet dran zu sein!
Winelands Eine Weinverkostung gehoert zur Kapregion wie der Tafelberg. Wir runden unser Tastings mit einem ausgiebigen Picknick am See vor einem der huebeschen weissen Haeuser aus dem 19. Jahrhundert und einer Kellertour ab. Gut, mal so richtig den Gaumen zu verwoehnen!
Kitesurfen Langebaan, ca. 100 km noerdlich von Kapstadt, ist ein gediegener Ort solange kein Wind weht. Blaest der Cape Doctor (ein lokaler Suedwestwind, der vom Tafelberg herunterdrueckt) faengt das Wasser zu brodeln an. Kitesurfer fliegen in der Gegend herum und auch wir gesellen uns dazu. Mein Lieblingsspot ist Shark Bay, der nicht so wild ist wie der Name vermuten laesst. Kleine, ungefaehrliche Sandsharks sind die einzigen „Raubfische“, die im kristallklaren flachen Wasser der Lagune gesichtet werden. Wunderbar, bei Onshore seine Turns durch das tuerkise Wasser zu ziehen. Am Main Beach direkt im Langebaan ist das Wasser tiefer und rauer. Dafuer blaest der Wind meist Sideshore und ist ein wenig staerker als in Shark Bay, 2 km weiter suedlich. Aber egal ob Shark Bay oder Main Beach – Langebaan ist ein guter Platz, um das Kitesurfen zu lernen. Kein Weisswasser, was einen permanent durchwaescht, keine Monsterwellen die einem Angst einfloessen muessten.
Das alles gibt es in Bloubergstrand an der noerdlichen Stadtgrenze Kapststadts. Wenn hier der Cape Doctor richtig Gas gibt, krachen die Wellen auf den Strand, der Sand fliegt und eine Meute Kitesurfer mit unglaublich hohem Niveau reitet Wellen ab und zeigt unaussprechliche Manoever. Auch Sten wagt sich in die Fluten, waehrend ich die Kiteflugshow vor der besten Kulisse der Welt, dem Tafelberg, bestaune. Gut – einfach gut.
Oeffentliche Verkehrsmittel Nach Langebaan und Bloubergstrand kommt man nur mit einem eigenen Auto oder einem privatem Shuttle (meist recht teuer). In Kapstadt gibt es die guenstigen Minibusse, die, solang Platz ist, Leute vom Strassenrand einsammeln – Rekord waren 18 Personen auf 8 Plaetzen – und die gelben Sammel-Rikis, die man per Telefon fast ueberall hin ordern kann. Beide haben eines gemeinsam. Man ist froh, wenn man wieder aussteigen kann – unbeschadet. Wahnsinnige Fahrer, klapprige Autos und viel zu schnell gefahrene Kurven sind keine sehr gesundheitsfoerdernde Kombinationen. Gut zu wissen. So, unsere erste Etappe ist komplett. 7 ½ Wochen sind vergangen. Asien wartet. Im Dezember gibt es mehr!
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