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Transalp 2008

von Bergen am Hochfelln zum Lago di Santa Croce

10.989 hm, 417 km, 8 platte Reifen, 3 Paar durchgebremste Bremsbeläge und ein geplatzter Dämpfer

 

geplant mit 'Traumtouren TransAlp' und www.bike-gps.com

 

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1. Tag

Bergen - Straubinger Haus

1.475 hm, 38 km

Track

 

Eigentlich wollten wir heute morgen zur Alpenüberquerung aufbrechen, aber das Wetter ist anderer Meinung realisieren wir als wir vom auf dem Dach trommelnden Dauerregen geweckt werden. Gegen Mittag reißt der Himmel dann doch auf und wir starten zu meiner ersten Transalp. Direkt vor der Haustüre! Durch das Weißachental auf den Sattel zwischen Hochfelln und Hochgern bleiben wir noch trocken. Der Weg ist anspruchsvoll aber unterhaltsam - weil von fetten Steinen übersät... An den schweren Rucksack müssen sich meine Beine, mein Hintern und ich erst gewöhnen. Auch an den strömenden Regen, der direkt am Sattel einsetzt und uns über das Seegatterl bis zur Hindenburghütte begleitet. Dort will ich schlafen, ich kann nämlich nicht mehr. Mir ist kalt, alles ist nass, ich habe Hunger. Aber: es ist niemand da. Die Türe ist verriegelt und verrammelt. Also müssen wir wohl oder übel doch noch die letzten 350 hm auf uns nehmen. Ich glaub ich bekomme schlechte Laune. Gott sei Dank kommt kurz später die Abendsonne raus. Wir trocknen langsam und die Almlandschaft durch die wir radeln ist durchzogen von grobem Fels. So schön! Endlich - gegen sieben - erreichen wir das Straubinger Haus. Traumhaft gelegen mit Blick auf den Wilden Kaiser. Der perfekte Sonnenuntergang macht die Strapazen und die nassen Füße von heute fast vergessen.

 

 

 

2. Tag

Straubinger Haus - Wildkogelhaus

2014 hm, 68 km

Track

 

Bei strahlendem Sonneschein und 6 °C Lufttemperatur geht's ewig bergab und dann genauso ewig hügelig dahin über St. Johann und Kirchberg nach Aschau. Ich quäle mich mal wieder, habe Knieschmerzen und bin müde...Aber nach der Mittagspause geht's bergauf. Konditionell und auch im Höhenprofil - über quietschgrüne Almen, vorbei an unverschämten Kühen, die permanent im Weg rumhüpfen, bis zum Stangljoch - Tragepassage und Großvenedigerblick inklusive. Wir haben schon ca. 1.400 hm auf der Uhr, bevor es in den zweiten großen Anstieg geht. Den schaff ich nur noch mit Powergel (den Geschmack muss man auch mögen) - ich bin völlig platt. Aber das Gel fängt an zu wirken und so kann ich sogar den Ausblick ein wenig genießen. Die Sonne geht gerade unter. Kurz bevor sie ganz verschwindet bin ich oben. Sten kommt mir schon entgegen. Er ist vorgefahren, um sicher zu stellen, dass wir im Wildkogelhaus noch ein Bett unds etwas zu essen bekommen. Bis zum Haus ist es nur noch ein Trail...geschafft. Das zweite mal in meinem Leben über 2.000 hm mit dem Rad.

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3. Tag

Wildkogelhaus - Krimmler Tauernhaus

990 hm, 38 km

Track

 

Wieder Sonne, aber heute sicher bei 10 °C mehr als gestern. Wir wissen noch gar nicht, was vor uns liegt. 1.200 hm feinster Trail! Ich kanns gar nicht glauben, so genial ist das. Gerade noch fahrbar und deshalb umso perfekter. Bis hinunter nach Neukirchen am Großvenediger. Von da an geht's leicht bergauf bis zur nächsten Bäckerei, wo wir erstmal kräftig zuschlagen und eine doppelte Portion Kuchen als zweiters Frühstück zu uns nehmen. Gut gestärkt nehmen wir die Krimmler Wasserfälle in Angriff. Die sind massiv - ich hab noch nie so viel so schnelles Wasser in einem Wasserfall gesehen. Durch Touristenströme schlagen wir unseren Weg Richtung Krimmler Tauernhaus ein. Der zieht sich, weshalb wir auch entscheiden, den Krimmler Tauernpass erst morgen in Angriff zu nehmen. Das ist nämlich ein Berg, der auch die stärksten Männer zum Weinen bringen kann. Darum genießen wir heute noch einmal die Almidylle und pflegen die Räder und unseren Gaumen.

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4. Tag

Krimmler Tauernhaus - Bruneck

1.200 hm, 70 km

Track

 

Auf geht's zum Krimmler Tauernpass. Dreieinhalb Stunden Qualen. Denn statt hinaufzurollen müssen wir das Rad nach nur 300 hm schultern und die restlichen 700 hm hinauftragen. Aber jede Minute Anstrengung zahlt sich am Ende doppelt aus. Wir werden belohnt mit 600 hm Traumtrail aus groben Steinplatten und mit unzähligen Spitzkehren. Das einzige Manko - wir haben im Schnitt alle 120 hm einen platten Reifen. Fünf Stück insgesamt bis zur oberen Tauernalm, zu zweit! Darum müssen wir uns in der Hütte erstmal mit gutem Südtiroler Speck stärken, bevor es weitere 300 hm Trail bergab geht. Nach kurzem Touristenslalom rollen wir über schöne Wege im Ahrntal nach Bruneck.

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5. Tag

Bruneck - Cortina

1.230 hm, 74 km

Track

 

Biketechnisch lange nicht sehr anspruchsvoll, dafür landschaftlich ausgesprochen attraktiv rollen wir von Bruneck über Olang und Toblach bis Fiames. Immer wieder eröffnen sich uns eindrückliche Ausblicke auf die hellen Felsen der Dolomiten bis wir dann durch Felstunnel und über Schluchten vom Passo die Cimbanche in das Boite Tal abfahren. Am Ufer der Boite kommen wir doch noch in den Genuss des verdienten Trail des Tages, der uns direkt nach Cortina d'Ampezzo führt. Dort checken wir in ein altehrwürdiges Hotel mit Stofftapete ein, die einen guten Kontrast zu unseren stinkenden zum Trocknen aufgehängten Bikeklamotten abgibt.

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6. Tag

Cortina - Alleghe

1.580 hm, 35 km

Track

 

Gegensätzlicher können zwei Etappen nicht sein. Das was gestern an Fahrspaß gefehlt hat gibt es heute hoch fünf. Zunächst müssen wir uns die Traumtrails aber erkämpfen. Über um die 1.200 hm am Stück geht es zur Forcella Ambrizzola. Steilste Schotterpisten bauen sich vor uns auf. Aber auch der Blick auf massive Dolomitenzinnen. Das einzige was stört sind die Defender-Allroad-Taxen, die massenweise Touristen nach oben karren und uns immer wieder zum Stoppen bringen. Alles das vergessen wir im schweren aber fahrbaren Trail zum Rifugio Citta di Fiume. Ein Traum! Genau wie die Gnocchi auf der Hütte. Nicht so phantastisch sind Plattfuß Nr. 6 und 7 auf der Tour, aber Sten und ich sind inzwischen ein eingespieltes Schlauchwechsel- und -flickteam. Mit wenigen mehr Höhenmetern erkämpfen wir uns die Zaubertrails über Coi nach Alleghe. Bikespaß ohne Einschränkung, bis auf eine, Stens Dämpfer erträgt die ganze Freude nicht und platzt - von nun an geht es für ihn schaukelnd weiter. Das muss begossen werden - mit italienischem Bier und Käse am Ufer des Alleghe Sees.

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7. Tag

Alleghe - Rifugio Carestiato

1.440 hm, 24 km

Track

 

Und wieder werden wir biketechnisch an unsere Grenzen gebracht. Die Auffahrten sind steil und schottrig, die Abfahrten ebenso steil und durch den vielen Regen ziemlich rutschig - herrlich! Schon nach 300 hm geraten wir in das erste Gewitter. Begleitet von strömendem Regen wagen wir uns in den ersten Trail des Tages. Wäre er trocken würde es sicher viel Spaß machen, über die unzähligen Wurzeln zu fahren. Da er aber nass ist rutschen wir eher und haben trotzdem riesigen Spaß. Nach der ersten Abfahrt sind unsere Räder komplett verbatzt. Aber die nächste Dusche inklusive massivem Gewitter zwischen den nahen Dolomitengipfeln wäscht uns und die Bikes wieder auf Hochglanz. Aber da das Murmeltier heute stündlich grüßt hält der Schein nicht lange...nächster rutschiger Megatrail...batzige Räder...Gewittergrollen und Megadusche. Aber ganz am Ende hat die Sonne doch noch Erbarmen und lässt ihr warmes Licht auf die schroffen Dolomitengipfel fallen als wir die letzten Meter zum heutigen Tagesziel, der Rifugio Carestiato fahren.

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8. Tag

Rifugio Carestiato - Lago di Santa Croce

1060 hm, 70 km

Track

 

Um die 5 °C und Schnee auf den umliegenden Berggipfeln. So begrüßt uns unser letzter Transalp Tag. Bei diesen winterlichen Bedingungen geht es mit allem bekleidet was wir haben in die ersten Trails bis hinunter nach Valle di Agordina, über Wurzelwege, Steinpfade und Almwiesen. Und da es heute Nacht Bergunwetter in Reinform gab, erreichen wir und unsere Räder gut verschlammt die Zivilisation. Unsere Route führt uns immer wieder weg von Hauptverkehrswegen über kleine Pfade an steilen Abhängen, über Hängebrücken und durch kleine italienische Dörfchen bis nach Belluno. Von dort sind es nur noch knapp zwei Stunden über Schotterstraßen und einen Bergkamm bis zum Ziel, dem Lago di Santa Croce - nur kurz unterbrochen durch den achten und letzten platten Reifen unserer Alpenüberquerung. Diesmal verursacht durch einen Klassiker - einen eingefahrenen Reißnagel. Aber da wir wie schon erwähnt ja inzwischen Formel1-Serviceteam-Qualitäten bei Reifenwechsel haben, hält uns das keine 5 Minuten auf. Und so erreichen wir nach acht Tagen voller Sonne und Regen, unfahrbaren Uphills und gerade noch fahrbaren Downhills, einsamen Hütten und geschäftigen Städten am 16.8.08 gegen 17 Uhr den Lago di Santa Croce. Schön dass wir da sind, aber schade, dass es schon vorbei ist!

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verändert: 2020/09/14